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Kritik: Vaiana 2

sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Disney kehrt zurück in die Welt Ozeaniens, die der Micky-Maus-Konzern schon 2016 mit dem schwungvollen Animationsmusical „Vaiana“ bereiste.
 
Aus Serie wird Film
 
Prinzessinnen brauchen einen Mann an ihrer Seite. So schien es bis vor wenigen Jahren zumindest der Disney-Konzern zu sehen. Erst mit „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“ (2013) und „Vaiana“ (2016) unterlief man spürbar alte Muster. Beide Filme stellten selbstbestimmte junge Frauen in den Mittelpunkt und ließen sie auch ohne die sonst so gerne beschworene Kraft der Liebe reüssieren. Da die Kinokassen klingelten, durfte man sich auf Nachschub einstellen.
 
„Die Eiskönigin II“ erschien bereits 2019. „Vaiana 2“ ließ hingegen etwas länger auf sich warten und hat eine interessante Entwicklungsgeschichte hinter sich. Ursprünglich geplant war der Stoff nämlich als Miniserie für die Streaming-Plattform Disney+. Dann aber entschieden sich die Verantwortlichen, das Ganze doch als Leinwandabenteuer aufzuziehen und arbeiteten ihre Geschichte entsprechend um. Im Februar 2024 wurde dies publik. Rund neun Monate später geht der Film schon an den Start.
 
Im ersten Teil lernten wir die auf einer Südseeinsel lebende Vaiana als eine neugierige, mutige Häuptlingstochter kennen, die sich nicht an die Gebote ihres Vaters halten wollte. Statt den Schutz ihres Eilandes zu genießen und das eigene Riff nicht zu verlassen, zog es sie aufs offene Meer hinaus. Warum? Aus einem einfachen Grund: Der Ozean sprach zu ihr, lockte sie und zeigte ihr ihre Bestimmung auf: den Spuren ihrer seefahrenden Ahnen zu folgen, um eine wütende Naturgöttin zu besänftigen und Schaden von ihrem Volk abzuwenden. An Vaianas Seite: der etwas zu selbstbewusste Halbgott und Gestaltwandler Maui.
 
 
Drei Jahre nach den damaligen Ereignissen ist Vaiana auf ihrer Insel längst so etwas wie eine lebende Legende. Ihr Vater würgt ihren Abenteuerdurst nicht mehr ab, verleiht ihr vielmehr einen traditionsreichen Titel, der ihre Fähigkeiten als Meereserkunderin unterstreicht.
 
Die sind auch dieses Mal gefordert. Denn die Geschichte der Polynesier droht ein Ende zu finden, wenn es Vaiana nicht gelingt, die Insel Motufetu ausfindig zu machen, jenen Knotenpunkt aller Südseebewohner. Einst versenkte sie der böse Gott Nalo in der Tiefe, um die Menschen auseinanderzutreiben und dadurch zu schwächen. Bis heute tobt ein gewaltiger Sturm an der Stelle, an der das Eiland unterging. Mit einer kleinen Crew begibt sich die Häuptlingstochter auf die Reise und gabelt unterwegs ihren alten Kumpel Maui auf.
 
Ein Augenschmaus
 
Nicht zu übersehen – im wahrsten Sinne des Wortes! – ist die brillante optische Qualität der Fortsetzung. Im Vergleich mit dem ersten Film legen die Macher noch einmal eine Schippe drauf. Ob Naturbilder, die Bewegungen des Wassers, der Wind in den Haaren der Figuren – „Vaiana 2“ lädt zum Staunen und Träumen ein. Zu gerne würde man sich selbst in die paradiesische Südseewelt beamen, in das verführerisch animierte Blau eintauchen. Die Farben leuchten um die Wette. Überall gibt es hübsche Details zu entdecken. Und in den Gesangspassagen wird es zum Teil noch surrealer als vorher.
 
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Wer vor allem deshalb ins Kino geht, um seine Augen zu verwöhnen, wird hier reichlich beschenkt. Keine Frage! Offensichtlich ist aber auch: Der Nachfolger krankt ein wenig an der typischen Sequelitis. Stärker als im Original steht das Spektakel im Mittelpunkt.
 
Es werden mehr Monster aufgefahren. Die Ungeheuer sind noch größer. Und häufiger kommt es zu ausgedehnten Actionsequenzen mit irren Stunts. Vaiana ist noch immer eine sympathische Protagonistin, der man bedingungslos die Daumen drückt. Ihre persönlichen Entwicklung ist allerdings nicht mehr ganz so spannend bzw. tritt öfters in den Hintergrund. Zweifel und Unsicherheiten, wenn sie denn mal durchscheinen, wirken etwas mechanisch, tauchen halt auf, weil es die klassische Hollywood-Dramaturgie verlangt. Emotional ergreifend wird es jedoch meistens nur dann, wenn Vaianas kleine Schwester Simea die Bühne betritt, was lediglich am Anfang und am Ende der Fall ist.
 
Die neckischen Geplänkel zwischen der Titelheldin („Ich bin keine Prinzessin!“) und dem Poser Maui („Viele halten dich trotzdem für eine Prinzessin!“) mit seinen „lebenden“ Tattoos und die Planlosaktionen des Hahns Heihei machen nach wie vor Spaß. Im Vorgänger gab es insgesamt aber etwas mehr zu lachen. Dass es dieses Mal im Drehbuch ein wenig knirscht, merkt man besonders an den neu eingeführten Nebenfiguren.
 
Eine mysteriöse Bedrohung namens Matangi hat Präsenz und trägt den wohl mitreißendsten Song von „Vaiana 2“ vor, nur um dann ganz schnell wieder von der Bühne gejagt zu werden. Unklar auch, warum unsere abenteuerlustige Seefahrerin drei Crewmitglieder benötigt, die erst gegen Ende ein bisschen was zu tun bekommen. Viel Profil haben die übereifrige Bootskonstrukteurin Loto, der Geschichtenerzähler und Maui-Fanboy Moni sowie der griesgrämige Bauer Kele jedenfalls nicht. Deutlich größeren Eindruck hinterlässt da schon die niedliche Simea, die leider noch zu klein ist, um auf die große Rettungsmission mitzukommen.
 
Fazit
 
An Schauwerten reiches Animationssequel mit einer grundsympathischen Hauptfigur, deren Geschichte jedoch weniger berührt als beim ersten Mal. Vielleicht ändert sich das ja wieder in der Live-Action-Adaption des Ursprungsfilms, die für 2026 angekündigt ist.
 
 
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