„The Thing“ scheint an einer Stelle mit seinem Äußeren zu hadern. Und drei schnelle Szenen sollen wohl sowas wie eine sich anbahnende Romanze vermitteln, aber sicher kann man da nicht sein. Johnny Storm/Human Torch ist Sues Storms jüngerer Bruder und damit der Schwager von Mr. Fantastic. Diese Informationen und einige Scherzchen über „The Thing“ bilden die Summe seines Charakters in diesem Film.
Mister Fantastic soll übrigens auch in dieser Version superschlau sein. Zumindest wird uns das erzählt. Zu sehen bekommen wir davon wenig. Einen globalen Konflikt im Film verursacht er, indem er die dümmste Pressekonferenz seit „Scary Movie“ abliefert. Seine drei verschiedenen fantastischen Pläne zur Rettung der Welt, sind a) ein komplett improvisierter und unvorbereiteter Überraschungsbesuch beim bösen Galactus, b) ein Verschwindetrick, der so lächerlich dämlich ist, dass ich ihn hier nicht wiedergeben möchte und c) eine Falle, die nur funktioniert hätte, wenn Galactus‘ IQ weit unterhalb der Raumtemperatur liegen würde. Überraschenderweise scheitern diese Pläne der Reihe nach alle.
Weil wir gerade beim bösen Galactus sind: Superheldenfilme sind immer nur so gut, wie ihre Bösewichte. Deshalb war „The Dark Knight“ großartig und „The Dark Knight Rises“ nur so mittel. Und deshalb ist „Thor: Tag der Entscheidung“ noch immer der beste Film rund um den alten Hammerwerfer. Wie bereits über die Hauptfiguren erfahren wir auch über Galactus nur das Allernötigste. Er ist älter als das Universum, er ist hungrig und er ist mies drauf. Das war’s. Ob er hungrig ist, weil er so alt ist oder ober er mies drauf ist, weil er so hungrig ist, bleibt unserer eigenen Interpretation überlassen. Die Drehbuchautoren haben darauf wohl keinen Gedanken verschwendet und so sehen wir hier generischsten Superschurken seit dem Typen mit den Hörnern und der Axt in „Justice League“.
Who wants to see a big explosion?
Filmtechnisch ist das alles durchaus kompetent umgesetzt. Aber gerade wegen des hohen Produktionsniveaus fällt auf, wie lächerlich es ist, wie beliebig Galactus und sein Apparat wirken. Und gerade weil alles so realistisch aussieht, erkennt man wie wenig Sinn z.B. das Raumschiff der Vierergruppe und seine Abschussrampe ergeben. Vielleicht weil Regisseur Matt Shakman bisher vor allem für das Fernsehen gearbeitet hat, wirkt der Film recht episodenhaft. Nur selten passiert Sehenswertes auf der Leinwand, dazwischen plätschert die Handlung dahin. So wirkt der Film am Ende länger, als er mit gerade mal 114 Minuten tatsächlich ist.
Wo die Drehbuchautoren keine Leistung zeigen wollten, werden die Darsteller*innen keine Leistung zeigen können. Pedro Pascal hat seit seinem Durchbuch in der Serie „Narcos“ in so unterschiedlichen Filmen wie „Kingsman: The Golden Circle“ oder „Gladiator II“ immer wieder „Massive Talent“ bewiesen. Hier sehen wir davon nix. Seine Charakter ist der Anführer der Helden, weil er graue Schläfen hat. Das war’s.
Der arme Joseph Quinn hat sich in „Gladiator II“ der Aufgabe, ein Klischee darzustellen, mit ungebremstem Over-Acting gestellt. Die Rolle des Johnny Storm/Human Torch in diesem Film ist leider so under-written, dass es nicht einmal zum Klischee reicht. Ebon Moss-Bachrach nutzt unter der Maske des „Thing“ die drei Szenen, die man seiner Figur an Charakterisierung zugestanden hat und liefert noch die sympathischste Darstellung des Films.
Vanessa Kirby („The Son“, „Eden“) darf in ihrer Rolle als Heldin Susan Storm vor allem ihre fantastischen Wimpern und ihren anbetungswürdigen Hals in die Kamera halten. Ansonsten fuchtelt sie ein bisschen rum, wenn ihre Figur irgendwelche Kraftfelder mit den Händen erzeugt. Zwischendrin kann diese Frau einem aufgebrachten Mobb mit banalen Dialogzeilen ein Menschenopfer ausreden, was mehr ist als eine der anderen Figuren geschafft hat. Aber die verfügen eben auch alle nicht über Vanessa Kirbys Wimpern und ihren Hals.
Zu Julia Garners Darstellung in „Wolf Man“ wollte mir schon nichts einfallen, weil ihre Leistung damals praktisch keinen Eindruck hinterlassen hat. Als „Silver Surfer“ wirkt sie hier vor allem, … naja, … keine Ahnung, … silbern? Weitere Nebendarsteller*innen wie Paul Walter Hauser, Natasha Lyonne und Sarah Niles tragen dazu bei, dass sich auf der Leinwand etwas bewegt.