***Kritik: Seventh Son***

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Autorin: Simone Michel
 
Orientiert an der Jugendbuchreihe „Der Spook“, stellt der Fantasy-Film „Seventh Son“ ein actiongeladenes Abenteuer mit beachtlichen visuellen Effekten und einer wahren Starbesetzung dar.
 
Der siebte Sohn eines siebten Sohnes ist dazu bestimmt in einer Welt, die von Geistern, Monstern und Hexen bedroht wird, zum Geisterjäger ausgebildet zu werden. Er schützt die Menschen vor den dunklen Mächten. Der letzte siebte Sohn ist im gleichnamigen Film der anfangs noch ahnungslose Tom Ward (Ben Barnes). Anfangs führt dieser auf der Farm seiner Familie noch ein beschauliches Leben, das ihm jedoch schon lange nicht mehr genügt. Heimgesucht von Visionen, begegnet Tom eines Tages genau jenem Mann, dessen Gesicht ihm Tag für Tag vor seinem inneren Auge erscheint: Der „Spook“ John Gregory (Jeff Bridges), welcher neben Tom der letzte dieser Berufung darstellt.
 
Mit dem Erscheinen des grimmigen Geisterjägers, nimmt Toms Schicksal seinen Lauf. Master Gregory bildet den jungen Mann aus, um gemeinsam mit ihm gegen das personifizierte Böse zu kämpfen. Dies hat sich in Form der Hexe Malkin (Julianne Moore) kurz zuvor aus deren langjährigem Gefängnis erhoben. Unter dem aufgehenden Blutmond wendet sich die verräterisch schöne Mutter Malkin, samt ihrem Gefolge aus übernatürlichen Attentätern, gegen ihren einstigen Peiniger, den gealterten Spook.

 
In einer Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verschwimmen scheinen, fällt es Tom Ward schwer die richtige Position zu finden. Insbesondere die Begegnung mit der hübschen Halbhexe Alice (Alicia Vikander), lässt ihm keine Ruhe. Er sieht sich vor der Entscheidung stehen, ein herzloser Hexen-Mörder wie der Spook zu werden oder an das Gute in einigen von ihnen zu glauben.
 
Im Grunde klingt dies nach einer spannenden Geschichte. Die Zuschauer dürfen bei „Seventh Son“ allerdings in keinem Fall auf eine Buchverfilmung hoffen. Sie sollten den Film von den populären Vorlagen des britischen Autors Joseph Delaney vollkommen losgelöst betrachten. Leser der Bücherserie „Der Spook“ (UK-Orig.-Titel: „The Wardstone Chronicles“) werden von „Seventh Son“ sonst denkbar enttäuscht sein.
 
Der erste Band, auf welchen sich der Film laut Angaben stützen soll, ist nur noch in wenigen Einzelheiten wiedererkennbar. „Seventh Son“ ist weder so düster, wie in den Büchern beschrieben, noch entsprechen die Figuren und die Handlungsstränge der Vorlage. Die Drehbuchautoren nutzen Delaneys Bücher lediglich als grobe Grundlage für den Film und bringen zahlreiche eigene Ideen ein.
 
So ist Tom Ward in den Büchern erst 13 Jahre alt, als er beim Spook in Ausbildung geht, im Film jedoch mindestens zehn Jahre älter. Alice ist in der Vorlage ebenfalls viel jünger. Sie bildet darin zudem eine weitaus tiefgründigere und dunklere Figur, so wie darüber hinaus auch Mutter Malkin. Letztere kann dem Publikum von „Seventh Son“ kaum einen Schauer über den Rücken jagen. Der einzige Charakter, der jenen aus den Büchern sehr nahe kommt, ist Master Gregory.
 
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Zugunsten des sonst recht unterhaltsamen Fantasy-Films, möchte ich „Seventh Son“ deshalb im Folgenden von den Büchern abgegrenzt betrachten: Die Handlung folgt einer klaren Linie mit teilweise überraschenden Wendungen, vielen fantasievoll gestalteten Figuren sowie jeder Menge Action. Langweilig wird es den Zuschauern also wohl kaum. Es könnte ihnen höchstens zuviel werden. Im Zeitraum von 102 Minuten passiert im Film wirklich allerhand. Möglicherweise hätte eine längere Filmdauer auf die Handlung einen positiven Effekt, indem selbige etwas entzerrt werden würde.
 
Mit dem aus Russland stammenden Sergei Bodrov haben sich die Produzenten einen talentierten Regisseur ins Boot geholt. Ihr Ziel war es, durch selbigen eine andere Perspektive zu erlangen, um „Seventh Son“ von weiteren Filmen desselben Genres abzuheben. Er unterscheidet sich insgesamt betrachtet aber kaum von anderen US-amerikanischen Fantasy-Filmen. Was „Seventh Son“ hauptsächlich interessant erscheinen lässt, sind die Figuren, die alle in gewissem Maße eine Verbindung zueinander aufweisen, und die Schauspieler, welche diese verkörpern.
 
In erster Reihe der renommierten Darsteller von „Seventh Son“ steht Jeff Bridges, der dem letzten Spook zu dessen mysteriösen, grimmigen Charakter verhilft. Jeff Bridges verkörpert den Geisterjäger im Film mit Leib und Seele. Das anmutige Erscheinungsbild der frischgebackenen Oscar-Preisträgerin Julian Moore sorgt hingegen dafür, dass der durch und durch bösartige Charakter von Mutter Malkin weniger offensichtlich wird. Julian Moore spielt die Rolle zwar durchaus überzeugend, ich hätte sie mir optisch allerdings furchterregender gewünscht. Ihre Verwandlungskünste in ein drachenartiges Ungetüm reichen für diesen Effekt nicht aus. Die Ambivalenz zwischen trügerischer Schönheit und wahrhaftiger Grausamkeit, wird nur oberflächlich berührt.
 
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Obwohl er eine der Hauptrollen spielt, wirkt Ben Barnes als Tom Ward etwas verloren neben den weiteren Figuren. Sein Charakter erscheint recht uninspiriert. Auch Alicia Vikanders Figur Alice erreicht nicht genug Tiefe, so dass es schwer fällt sich in ihren Charakter hineinzuversetzen. Zudem wirkt die Liebesbeziehung zwischen dem zukünftigen Geisterjäger und der jungen Hexe lediglich grob in die Handlung hineinmontiert.
 
Zu Gute halten muss man den Machern von „Seventh Son“ aber vor allem die erstklassigen visuellen Effekte. Sowohl bei den fantasievollen Schauplätzen, als auch bei den mystischen Figuren und Kampfszenen, hat das Visual Art Department tief in die Trickkiste gegriffen, was sich in Anbetracht des Ergebnisses gelohnt hat.
 
„Seventh Son“ ist ein guter Fantasy-Film mit einer spannenden Handlung, hervorragenden Schauspielern und beeindruckenden visuellen Effekten. Zwar rate ich Lesern der zugehörigen Bücherreihe eher davon ab den Film zu schauen, doch vielen Fans des Genres wird „Seventh Son“ sicher gefallen, auch wenn es der einen oder anderen Figur an Tiefe fehlt.