Nichts an dem Film ist furchtbar schlecht. Es ist aber auch nichts an dem Film wirklich gut. Die computergenerierten Effekte sind weder schlecht noch gut ausgefallen. Nach 250 Millionen Dollar sehen sie aber nicht aus. Die Action wirkt ebenso beliebig wie vertraut. Viel Gewusel im Halbdunkel. Abgesehen von den Helden stellen sich alle Kämpfer stets recht doof an. In einer Szene schalten sich jede Menge Profis gegenseitig aus und bekommen den Helden doch nicht zu fassen. Das Übliche eben.
Die Story ist dämlich, aber auch nicht viel dämlicher als die der meisten Weihnachts-Blockbuster der letzten Jahrzehnte. Echte Ideen sind kaum erkennbar und wenn doch, ergeben sie wenig Sinn. Die Rentiere sind so groß wie Mammuts. Ein Dialog über einen Helfer Santas, der sich mit Schleifen beschäftigt, führt nirgendwohin. Santas Bruder spricht mit Akzent, obwohl Santa das nicht tut. Santas Haus sieht aus wie ein Gemeinschaftsprojekt der Architekten von Hogwarts, Asgard und dem Stark Tower. Die Ideen von Regie und Drehbuch sind entweder schwach oder alt und unterstreichen so nur die allgemeine Mittelmäßigkeit des Films.
In einer Szene, die in Deutschland spielt, ist „Winter Wunderland“, die deutsche Fassung des Weihnachtsklassikers „Winter Wonderland“ zu hören. Man spielt aber nicht die Version von Peter Alexander, sondern die von Roland Kaiser. Mittelmäßiger geht es kaum. Zum Finale muss Chris Evans wieder mal ein startendes Fluggerät auf einer vereisten Startbahn einholen. Das muss dem „First Avenger“ doch auch bekannt vorgekommen sein.
Winter Wunderland
Selbst die Besetzung ist mittelmäßig. Mit Chris Evans (unser aller Lieblings-Avenger) und J. K. Simmons („Spider-Man“, „Whiplash“) liefern zwei sehr gute Darsteller gerade mal passable Leistungen ab. Bonnie Hunt (aus dem Original-„Jumanji“) war seit vielen Jahren nicht mehr im Kino zu sehen. Warum sie ausgerechnet für eine bessere Statistenrolle in einem mittelmäßigen Blockbuster wieder vor die Kamera zurückgekehrt ist, muss sie selbst wissen.
Lucy Liu („3 Engel für Charlie“, „Kill Bill“) war um die Jahrtausendwende mal ein paar Jahre lang berühmt. Warum ließ sich damals und lässt sich auch heute nur schwer sagen. Sie spielt ihre mittelmäßige Rolle in diesem mittelmäßigen Film mit dem ganzen Talent, dem Witz und der Ausstrahlung, die auch jedes andere weibliche Mitglied der Schauspielergewerkschaft mitgebracht hätte. Die junge Kiernan Shipka („The Silence“) spielt die generische Rolle der generischen bösen Hexe wenig überraschend recht generisch.
Mittelmäßigkeit kann nie einen Gipfel oder einen Höhepunkt aufweisen. Falls das aber möglich wäre, wäre der Gipfel der allgemeinen Mittelmäßigkeit von „Red One“ aber Dwayne Johnsons Leistung. „The Rock“ hat es mit seinem Charisma geschafft, so dümmliche Filme wie „Rampage“ oder „Skyscraper“ aufzuwerten und vor der Mittelmäßigkeit zu retten. Aber schon bei „Jungle Cruise“ wollte ihm das nicht mehr recht gelingen, bevor in „Black Adam“ dann von besagtem Charisma kaum noch etwas zu sehen war. In „Red One“ sehen wir einen mittelmäßigen Schauspieler, der seinen Job nicht schlecht aber doch gerade noch so gut macht, dass man ihn nicht wegen Vertragsbruchs oder Arbeitsverweigerung verklagen kann.
All das war den Entscheidungsträgern in einigen wichtigen Hollywoodstudios 250 Millionen wert. Offensichtlich meinen diese Herrschaften, wir das Publikum, könnten es alle zusammen kaum erwarten, nun Tickets im Gegenwert einer noch größeren Summe zu kaufen, um uns durch zwei Stunden Mittelmäßigkeit zu quälen. Falls dem tatsächlich so sein sollte, hier noch ein paar Zeilen zur Mahnung:
„Sag mal, verehrtes Publikum: bist du wirklich so dumm?
Ja, dann . . . Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbrei-Fresser –?
Ja, dann . . . Ja, dann verdienst du es nicht besser.“