Wenn die menschlichen Nebenfiguren nicht viel klüger sind als der Bär, hilft das dem Film auch nicht. Die Erwachsenen sind verpeilt. Die Kinder der Familie sind wieder reine Drehbuchelemente aber keine echten Figuren. Die Dialoge sind langweilig und erklären immer und immer wieder die Handlung. Das Ende des Films dauert gefühlt länger als das von „Der Her der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (mit 94% auf rottentomatoes laut meinen Kollegen übrigens nur unwesentlich besser als dieser dritte Teil hier). Und es ist auch nicht witziger.
Ebenso wie Teil Zwei spielt Teil Drei wieder in einer Fantasiewelt, die weitgehend in vergangenen Jahrzehnen stecken geblieben ist. Es gibt praktisch keine mobile Telekommunikation. Sogar die Teenager-Tochter verfasst ihren Reisebericht mittels analogem Diktiergerät und Notizbüchern aus Papier. Darüber können sich Oma und Opa freuen, wenn sie ihre Enkel ins Kino begleiten. Das gleiche gilt für die Referenzen auf Buster Keaton und „The Sound of Music“. Warum mitten im Film wieder gesungen und getanzt werden muss, bleibt unklar.
Seid bereit für Paddington! Auch sonst bleibt alles wie beim (von der Kritik hochgepriesenen Vorgänger): es wurde wieder enormer Aufwand getrieben, der aber nicht an jeder Stelle des Films hochwertige Ergebnisse bringt. Peru wirkt im Film weniger fremd und exotisch als eher generisch südamerikanisch. Das kann daran liegen, dass der größte Teil der Außenaufnahmen in Kolumbien gedreht wurde. Mal abgesehen von Mrs. Birds Mütze wirkt hier wenig authentisch.
Der computergenerierte Bär wirkt wieder sehr nett, mehr aber auch nicht. In einzelnen Szenen können wir erkennen, wie jedes CGI-Haar im Pelz des Bären anders liegt. Sehr beeindruckend. An anderer Stelle wirken Getränkereste rund um die Schnauze des Bären als hätte man ein Foto mit billiger Farbe bemalt und können im Film mit einer Tatzenbewegung restlos weggewischt werden. Kleiner Tipp an das Team, das für die Animation des Lamas verantwortlich war: Lamas sind keine Pferde und haben einen ganz anderen Bewegungsapparat als diese.
Der größte Aufwand wird mit der Besetzung betrieben. Sally Hawkins hat endlich eingesehen, wie sehr sie ihr Talent in diesen Filmen verschwendet. Daher darf Emily Mortimer nun die unergiebige Rolle der Mutter Brown spielen. Ansonsten sind mit Hugh Bonneville, Julie Walters und Jim Broadbent wieder die üblichen Verdächtigen versammelt. Broadbent hat sich wohl an die weisen Worte des großen Philosophen Roger Murtaugh erinnert und ist nur kurz zu sehen.
Dafür ist Antonio Banderas in einer dieser haha-lustigen Nebenrollen zu sehen, die er im Laufe der letzten Jahre so oft in Filmen wie „Die fantastische Reise des Dr. Dolittle“, „Killer’s Bodyguard 2“ oder „Indiana Jones und die saublöde Zeitreise“ gespielt hat. Naja, wenn es denn hilft, die Rente aufzubessern …
Olivia Colman ist eine der größten Darstellerinnen unserer Zeit. Und weil sie sich jahrelang in britischen TV-Produktionen für wenig Geld einen Wolf spielen durfte, bevor sie dann ihren Durchbruch mit „The Favourite“ hatte, gönnen wir ihr die leichtverdiente Gage für die immer etwas dümmlichen Nebenrollen in Filmen wie „Wonka“ oder eben „Paddington in Peru“ vom ganzen Herzen. Ihrer Karriere erweist sie damit vielleicht auf lange Sicht einen Bärendienst (ja, ich bin stolz auf dieses Wortspiel).
Warum man einen Star wie Hayley Atwell zwischen zwei unmöglichen Missionen als bloße Stichwortgeberin in einem Kinderfilm einsetzt, wird wohl ein Rätsel bleiben müssen. Wenn sie sich wenigstens in der zweiten ihrer gerade mal zwei Szenen die Maske vom Gesicht gezogen hätte und darunter Tom Cruise zum Vorschein gekommen wäre …