Ich habe nicht verstanden, warum ein Hobbysegler mit seinen Töchtern in bekanntermaßen Dino-verseuchten Gewässern herumkreuzt. Ich habe nicht einmal verstanden, warum diese Figuren überhaupt im Film vorkommen, außer um alte Szenen aus den früheren Filmen nachzustellen, nur eben diesmal noch etwas doofer. Ich habe auch nicht verstanden, wer die plumpe Kapitalismuskritik im 7. (in Worten: siebten) Film einer Erfolgsserie, zu dem es wieder Spielzeug, T-Shirts, Popcorn-Becher und sonstiges Merchandising gibt, ernst nehmen soll.
Ich habe überhaupt nicht verstanden, warum wir irgendwelches Interesse an irgendeiner der menschlichen Figuren haben sollten. Keine dieser Figuren wird uns jemals sympathisch. Keine dieser Figuren entwickelt sich während dieses Films jemals zu etwas, das mehr als ein bloßes Handlungselement wäre. Und ganz sicher habe ich nicht verstanden, was die zwei oder drei Dialogszenen sollten, die wie nachträgliche Einfälle wirken und in denen sich einige wenige Figuren schnell sowas ähnliches wie Details aus ihrem Leben erzählen. Keine Ahnung, was das alles sollte.
Ich habe auch nicht verstanden, warum man den Dinos dieses Drehbuch zu lesen gegeben hat. Denn dass man den Dinos dieses Drehbuch zu lesen gegeben hat, daran kann nicht der geringste Zweifel bestehen. Dinos kommen und gehen und agieren während des ganzen Films immer so, wie es das Drehbuch gerade braucht. Egal ob der aggressive Mosasaurier plötzlich seinen Angriff einstellt oder ob ein gigantischer Flugsaurier eine der menschlichen Figuren vor einem Raptoren rettet, obwohl er den Menschen gar nicht kennt oder ob Spinosaurier weit draußen auf dem offenen Meer ihr Unwesen treiben, … irgendwer hat sämtlichen Dinos dieses Drehbuch zu lesen gegeben.
Stand by me
Aber nicht nur das Drehbuch bleibt unverständlich. Auch die Regie von Gareth Edwards gibt Rätsel auf. Warum kann der Mann, der 2010 mit einem Budget von gerade mal einer halben Million Dollar einen intelligenten, spannenden Film wie „Monster“ gedreht hat, mit der vierhundertfachen Summe keinerlei Spannung erzeugen? Ich verstehe nicht, warum in „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ so wenig passiert. Und ich verstehe nicht, warum das wenige, das im Film passiert, entweder längst vertraut wirkt (ein Saurier wird mit einer Fackel abgelenkt) oder keinen Sinn ergibt (ein T-Rex kann einem Schlauchboot keinen Schaden zufügen) oder einfach langweilig wirkt, wie das Auftauchen eines neuen Mutanten-Dinos.
Im Trailer zum Film war ganz kurz der neue Mutanten-Dino zu sehen. Dieser wird im Film D-Rex genannt. Ich habe mich schlau gemacht, „D-Rex“ steht für „Distortus-Rex“ (=verzerrter oder verwachsener Herrscher). Dieser „D-Rex“ ist riesig, sieht aus als hätte ihn H.R. Giger im Vollsuff entworfen und kann … eigentlich nicht viel. Er ist langsam, nicht besonders schlau (der alte Trick mit der Fackel funktioniert bei ihm auch nach über dreißig Jahren) und niemand, der den Film gesehen hat, kann verstehen, warum der Trailer, die Filmemacher und die Figuren im Film so ein Bohei um dieses Vieh machen.
Ich verstehe nach wie vor nicht, warum man ganz offensichtlich an den computergenerierten Bildern gespart hat. An mehr als einer Stelle des Films wirken die Dinos nicht wie ein homogener Teil des Bilds. Die letzten drei Filme der Serie waren alle keine Meisterwerke. Aber nachdem wir Dinos glaubwürdig über verschneite Prärien galoppieren gesehen haben, ist es unverständlich, warum wir sie im neuen Film mehr als einmal nicht besonders überzeugend durchs Bild staksen oder tauchen sehen.
Mir ist komplett unklar, warum man eine hochkarätige und sicher nicht billige Besetzung verpflichtet hat und dieser dann rein gar nichts interessantes zu tun gegeben hat. Warum man Könner wie Rupert Friend („Companion“) als böses Klischee, Jonathan Bailey („Wicked“) als nettes Klischee, Oscar-Preisträger Mahershala Ali („Green Book“) als Klischee irgendwo in der Mitte und den armen Ed Skrein als bloßes Dinofutter verpflichtet hat, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.
Scarlett Johansson hat im Lauf ihrer Karriere mehr miese Filme als gelungene gedreht. Und sie hat es nicht immer geschafft, auch in ihren schwächeren Filmen durchgehend sympathisch zu wirken. Warum sie in „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ unsympathischer als der „D-Rex“ wirkt, erschließt sich mir trotzdem nicht.