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Kritik: Heidi - Die Legende vom Luchs

 
sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Zwei Jahre vor dem 200. Geburtstag von Heidi-Erfindern Johanna Spyri schlägt in den Kinos ein neuer Animationsfilm über das weltberühmte Alpenmädchen auf.
 
Bekanntes Aussehen
 
1880 und 1881 erschienen die beiden Kinderbücher „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ und „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ und prägten weltweit die Vorstellungen vom Leben in den Schweizer Alpen. Bis in die Gegenwart hinein reicht die Strahlkraft der Romane, deren Geschichten unzählige Male in andere Medien übertragen wurden. Großer Beliebtheit erfreut sich vor allem die japanische Animeserie „Heidi“ aus den 1970er-Jahren, durch die Scharen kleiner Zuschauer an Spyris Schöpfung herangeführt wurden. Die Wirkmacht der Zeichentrickproduktion zeigt sich nicht zuletzt in der ab 2015 ausgestrahlten computeranimierten Neuauflage, die das Aussehen der Figuren fast eins zu eins aus dem Fernsehklassiker übernimmt.
 
Gleiches gilt auch für den Kinofilm „Heidi - Die Legende vom Luchs“. Wer die alte „Heidi“-Serie kennt, wird, was die optische Gestaltung der Charaktere betrifft, gleich ein Gefühl der Vertrautheit verspüren. Ein bisschen anders verhält es sich mit dem ikonischen Titelsong des Animes, den in der deutschen Fassung damals das Schlagerduo Gitti und Erika einsang. Das Lied kommt zwar ebenfalls in der Leinwandarbeit vor, wird aber von Claudia Koreck neu interpretiert. Der Nostalgiezeiger schlägt also keineswegs bis zum Anschlag aus.
 
Auch in „Heidi - Die Legende vom Luchs“ lebt die kleine Titelheldin zusammen mit ihrem grummeligen Großvater, dem sogenannten Alm-Öhi, abseits des Dorfes inmitten eines atemberaubenden Bergpanoramas. Zu Beginn ist alles für eine Reise an die Ostsee vorbereitet, wo Heidi ihre dort urlaubende Freundin Clara besuchen möchte.
 
 
Doch dann macht ihr der zwielichtige Geschäftsmann Schnaittinger einen Strich durch die Rechnung, der in ihrem Ort ein großes Sägewerk errichten will. Weil er die Zustimmung aller Bewohner benötigt, schmiert er den Menschen Honig um den Bart. Nicht nur soll unter seiner Regie der bei einem Brand beschädigte Kirchturm repariert werden. Darüber hinaus verspricht er den Einheimischen auch, sie und ihr Nutzvieh vor den wilden Tieren der Umgebung zu schützen.
 
In eine der von ihm rasch aufgestellten Fallen tapst eines Tages ein Luchsjunges, das glückicherweise von Heidi entdeckt wird. Ohne lange zu überlegen, nimmt sie das verletzte Kerlchen mit nach Hause und pflegt es heimlich gesund. Ihr Großvater kommt schnell dahinter, ist aber gar nicht böse, besteht lediglich darauf, die Raubkatze nach der Genesung wieder zu ihrer Familie  zurückzubringen.
 
Flache Figuren             
 
Während der Alm-Öhi den Zorn Schnaittingers auf sich zieht, da er seine Unterschrift für das Sägewerk verweigert, bricht Heidi gemeinsam mit ihrem Freund Peter unbemerkt zu einer gefährlichen Wanderung zur Baumgrenze auf. Dorthin, wo die anderen Luchse leben.
 
Zwei Dinge stechen auf jeden Fall positiv hervor: Die Landschaftsbilder des Animationsfilms sind hübsch anzuschauen, machen Lust auf einen baldigen Urlaub in den Bergen. Besonders die Einstiegsszenen geraten sehr atmosphärisch, wenn sich der Nebel über den Tälern, Schluchten und Wäldern langsam lichtet. Angenehm auch, dass die Macher rund um Regisseur Tobias Schwarz das Publikum für Naturschutz sensibilisieren wollen. In Zeiten, da die Gefahren des Klimawandels aufgrund anderer Probleme in der Welt aus dem Blickfeld zu verschwinden drohen, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, was menschliche Eingriffe in die Umwelt anrichten können.
 
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„Heidi - Die Legende vom Luchs“ macht es allerdings wie viele Animationswerke heutzutage. Gute Ideen und Absichten werden ohne große Inspiration oder Sorgfalt verquirlt. Besonderer Charme? Fehlanzeige! Die Geschichte wirkt zusammengeschustert und bedient sich sattsam bekannter Bausteine wie dem des 08/15-Kapitalisten, dem jedes Mittel Recht ist, um sein Großprojekt in die Tat umzusetzen. Stellenweise ist der Plot etwas umständlich konstruiert.
 
Was noch bedauerlicher ist: Die Figuren können nicht richtig „atmen“, fühlen sich holzschnittartig an. Peter definiert sich vor allem über seine Liebe zum Essen. Der Alm-Öhi ist ein Grantler mit Herz, während Clara und ihr Vater trotz einer kleinen Funktion gegen Ende völlig blass bleiben. Selbst unsere Protagonistin ist nicht gerade plastisch gezeichnet. Sicher, ihr Mut und ihre Hilfsbereitschaft beeindrucken. Eine spannende Entwicklung durchläuft Heidi jedoch nicht. Vielmehr ist sie nach 80 Minuten im Großen und Ganzen dieselbe Person, die sie auch am Anfang schon war. Mal schauen, ob die beiden sich gerade in der Entwicklung befindenden Serienstoffe erzählerisch mehr aus dem beliebten Alpenmädchen herausholen.
 
Fazit
 
Fernweh weckende Bergpanoramen und ein Aufruf zu mehr Naturschutz können den Geruch einer Family-Entertainment-Fließbandarbeit nicht recht übertünchen.
 
 
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