„F1“ ist sicher einer der Filme mit dem höchsten Produktionsniveau, die ich je gesehen habe. Hier wurden nicht nur keine Kosten und Mühen gescheut. Hier wurde aus dem vollen geschöpft. Und das mit dem ganz großen Schöpflöffel. Ich meine, viel mehr Aufwand kann man bei der Herstellung eines Films gar nicht betreiben, als die Macher von „F1“ betrieben haben. Und dieser Aufwand hat sich ausgezahlt. Dieser Film sieht einfach fantastisch aus! Dieser Film entwickelt eine Wirkung, eine Wucht, die man im modernen Popcorn-Kino lange suchen muss.
Vor zwei Jahren konnte „Gran Turismo“ seine Kosten wieder einspielen. Überzeugen konnte dieser Film aber niemanden wirklich. „F1“ hingegen kann uns recht schnell voll und ganz überzeugen. Und dann kann uns dieser Film begeistern und mitreißen. Und ja, natürlich ist der Film von Anfang bis Ende lächerlich. Aber kann man das nicht ebenso vom ganzen Formel-1-Zirkus sagen? Und diese Film beschleunigt in den Kurven immer wieder wie einer der gezeigten Boliden. Jedes Mal wenn die altbekannte Handlung in den Vordergrund rückt und man ihre Lächerlichkeit nicht mehr ignorieren kann, geben die Macher wieder Gas und alles wird wieder, … naja, nicht wirklich „spannend“, aber doch wirklich aufregend.
Seit John Frankenheimers „Grand Prix“ hat kein Film uns jemals wieder die Geschwindigkeit, die Gefahr und den Wahnsinn dieses Autorennsports vermittelt. Was macht es, wenn „F1“ praktisch die gleiche Handlung hat wie „Driven“ von 2001 und ein paar Dutzend andere Filme? Keiner dieser anderen Filme erreicht die Wirkung, die „F1“ in einem Kinosaal erreicht. Die Kombination von Stunts, CGI und echten Bildern, teilweise aufgenommen bei verschiedenen echten Formel-1-Rennen mit echten, aktuellen Größen dieses Sports als Nebendarsteller und Statisten, bescheren uns für den Preis einer Kinokarte etwas ganz Besonderes. Tatsächlich tut mir jeder Filmfan leid, der diesen Film zum ersten Mal daheim auf dem Bildschirm sehen wird.
Das allgemein hohe Niveau dieses Films sehen wir auch auf der Besetzungsliste. Nach Brad Pitts Glanzleistung in „Once Upon A Time in Hollywood“ folgten eher enttäuschende oder belanglose Rollen in enttäuschenden oder belanglosen Filmen wie „Ad Astra“, „Babylon“ oder „Bullet Train“. Es braucht aber einen Darsteller von Format und unbändigem Charisma um eine so lächerliche Rolle wie die des Sonny Hayes (ein Name, wie ihn sich nur Drehbuchautoren ausdenken können) glaubwürdig rüberbringen zu können. Brad Pitt bringt diese Rolle nicht nur rüber, wir zittern und bangen um diesen lächerlichen Kerl während er seine lächerlichen Kapriolen abzieht.
Der Rest der Besetzung arbeitet auf ähnlichem Niveau. Javier Bardem, der in Filmen wie „No Country for Old Men“ oder “Skyfall” schon mal zum „scene stealing“ neigt, nimmt sich hier immer wieder vornehm zurück. Der junge Damson Idris spielt die lächerliche Rolle des jungen Draufgängers überraschend sympathisch und nachvollziehbar. Und die stets verlässliche, großartige Kerry Condon bildet nach „The Banshees of Inisherin“ und „Night Swim“ auch hier wieder das emotionale und intellektuelle Zentrum eines schwierigen (und in diesem Fall lächerlichen) Films.