Durch die Bank fehlt es den Figuren an besonderen Facetten, was in der Konsequenz auch manche aufwühlend gedachte Momente abschwächt. Ebenfalls irritierend: Die Kritik am Patriarchat kassiert der Film teilweise wieder ein, indem er wort- und gestenreich die männliche Widerstandskraft feiert. Schade ist außerdem, dass wir nur selten ein Gefühl für die Not der in der Hornburg belagerten Menschen bekommen. Der Winter sei hart, und die Vorräte gingen dramatisch zu Neige, heißt es mehrfach. Konkret zu sehen sind die Auswirkungen jedoch nicht.
Den inhaltlichen Schwächen steht eine spannende optische Gestaltung gegenüber. „Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim“ sieht dank seiner Anleihen beim japanischen Anime-Kino erfrischend anders aus, obwohl sich die Macher auch an den Bildern der Jackson-Werke orientierten. Immer wieder gibt es stimmungsvolle Szenen, in denen der Regisseur gekonnt mit Licht und Schatten spielt und die Emotionen der Charaktere in ihren aus der Nähe eingefangenen Augen markant hervorbrechen lässt. Visuell hebt sich der Film spürbar ab von „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“, den beiden Tolkien-Zeichentrickadaptionen, die Ende der 1970er-Jahre das Licht der Welt erblickten.
Was Fans der ikonischen Trilogie zudem gefallen dürfte: Vertraute Klänge sind regelmäßig zu hören und beschwören das Pathos, das die Abenteuer Frodos und seiner Gefährten umwehte. Die epische Wucht ihrer Geschichte erreicht der Anime-Streifen indes nicht. Vielleicht ändert sich das ja beim nächsten Realfilmprojekt, dem für 2026 angekündigten „Der Herr der Ringe: The Hunt for Gollum“…