Kein Haus und kein Geld - Moth und Raynor kämpfen an der Küste Englands um ihr (Über-)leben…
Obdachlos in den Urlaub
Das Ehepaar Raynor (Gillian Anderson) und Moth Winn (Jason Isaacs) verliert das gemeinsame Haus und steht plötzlich auf der Straße. Ohne jegliche Hilfe von Ämtern oder Freunden, entschließen sie wenigstens an einem schönen Ort ihr Zelt aufzuschlagen und sich Zeit zum Überlegen zu verschaffen. Dafür begeben sie sich auf den „Salzpfad“- Großbritanniens längsten Wanderweg. Doch neben den finanziellen Hürden und einigen Herausforderungen durch das Wetter, kämpft Moth zusätzlich mit einer Parkinson Erkrankung. Die Grenze zwischen Leben und Überleben fängt an zu verschwimmen…
Eine wahre Geschichte
Die Geschichte ist nicht nur die Verfilmung einer Buchvorlage, sondern vor allem basiert sie auf wahren Erlebnissen. Damit bekommt der Film eine ganz neue Ebene der Emotionalität und erlaubt es noch stärker mit den Charakteren mitzufühlen. Die Probleme, welche mit der Obdachlosigkeit einhergehen, werden nicht nur platt erzählt, sondern eindrücklich gezeigt. Es wird nicht einfach der Fakt in den Raum geworfen, dass das Amt keine Hilfestellung bietet.
Stattdessen wird das Publikum mit zu dem Termin genommen und erfährt die Demütigung am eigenen Leibe. Dadurch entsteht eine Vielzahl an unangenehmen, schönen und auch herzzerreißenden Momenten. Man wird intensiv in die Welt der beiden geschmissen und versteht ihren Leidensdruck.
Die Fragen des Lebens
Was ist eigentlich ein Zuhause? Ein Haus oder vielleicht eine Person oder doch eher ein Gefühl? Die Reise auf dem Salzpfad bringt viele Fragen und Thematiken zum Vorschein und zeigt wie weitgreifend Obdachlosigkeit sich auf ein Leben auswirken kann. Sei es das Herabschauen anderer Personen oder die Tabuisierung der Geldnot. Eine Geldnot, die Moth zwingt sein Parkinson unbehandelt zu lassen und auch bei der Nahrungsbeschaffung kreativ zu werden. Gleichzeitig müssen sie ohne Dach über dem Kopf Unwetter und Hunger überstehen und viele Kilometer Weg hinter sich bringen.
Das Schöne im Leid erkennen
Doch das Ehepaar findet in der Reise auch einige Offenbarungen, sowohl für ihr Leben als auch für uns als Zuschauende. Sie fühlen sich frei und leben im Moment, sie wachsen zusammen und lernen neue Menschen kennen. Die Schönheit der Natur und die überraschende Hilfsbereitschaft von Fremden sorgen für herzerwärmende Momente, die zeigen, dass Freundlichkeit viel bewirken kann. Aus Hilflosigkeit wird Dankbarkeit für selbst die kleinsten Dinge und eine starke Verbundenheit zur Natur.
Authentizität und eine gute Chemie
Jason Isaacs und Gillian Anderson funktionieren als – sehr britisches – Paar gut und sorgen für viel Sympathie und Empathie. Auch wenn die Sprache im Original teilweise nicht immer deutlich verständlich ist, sind Körpersprache und ihre Blicke dafür umso deutlicher. Beide strahlen eine große Ruhe aus und die Liebe zwischen ihnen fühlt sich authentisch an. Ihre Gespräche und ihr Verhalten sind angenehm menschlich, lustig und traurig.
Isaacs wirkt zerbrechlich und humpelt über die Wanderwege, während Anderson stark bleibt und sich liebevoll um ihn kümmert. In vielen Szenen freut man sich für sie, hat Angst mit ihnen oder staunt zusammen über den Ausblick. Auch visuell überzeugt der Film mit wunderschönen Naturaufnahmen, die fast schon wie Werbung für das vereinigte Königreich wirken.
Fazit
Ein Abendteuer voller Emotionen und einer guten Botschaft über das Schätzen von alltäglichem Luxus und der Bedeutung von Freundlichkeit und Nächstenliebe. Wer bereit ist sich auf ernste Themen wie Obdachlosigkeit einzulassen und auch Szenen voller Leid ihre Wichtigkeit anerkennt, wird belohnt mit einer schönen Landschaft, einigen seelenerwärmenden Momenten und wichtigen Botschaften.