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Kritik: Something in the Water

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Autor: Christopher Diekhaus
 
„Hai-Alarm auf Mallorca“ oder spannendes Survival-Kino? Weder noch! Der Thriller um fünf Freundinnen, die auf dem Meer plötzlich Raubfischbesuch erhalten, ist vor allem eins: langweilig.
 
Wiedersehen im Paradies
 
Haie als filmische Bedrohungen haben – siehe der 2013 veröffentlichte Trash-Streifen „Sharknado – Genug gesagt!“ – längst parodistischen Status erreicht. Nichtsdestotrotz erscheinen jedes Jahr neue Werke, die den Kampf zwischen Mensch und Raubfisch durchaus ernst nehmen, das Publikum fesseln wollen und sich auf den Spuren von Steven Spielbergs Überklassiker „Der weiße Hai“ (1975) wähnen. Große Spannungsunterhaltung kommt dabei fast nie heraus.
 
Ab und an aber ein kompetent gemachter Survivalthriller wie Jaume Collet-Serras „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ (2016), dem nicht schon zur Hälfte die Puste ausgeht. Mit seinen schicken, paradiesischen Urlaubsbildern erinnert „Something in the Water“ ein wenig an diesen Genrebeitrag.
 
Blake Livelys Überlebenskampf an einem einsamen mexikanischen Strandabschnitt ist dann aber doch deutlich aufregender. Hayley Easton Streets Spielfilmdebüt beginnt vor der glitzernden Nachtkulisse Londons, wo das Pärchen Meg (Hiftu Quasem) und Kayla (Natalie Mitson) Opfer einer homophoben Attacke wird. Erstere bekommt zahlreiche Tritte und Schläge ab, erleidet ein Trauma und gibt insgeheim ihrer Partnerin eine Mitschuld an der Eskalation. Ein Jahr später ist die Beziehung Geschichte, doch beide sehen sich anlässlich der bevorstehenden Hochzeit ihrer guten Freundin Lizzie (Lauren Lyle) in der Karibik wieder.
 
 
Ein luxuriöses Resort und helle, luftig-klare Bilder versprechen eigentlich eine tolle Zeit. Aber dann kommt alles anders. Am Tag vor der Trauung machen die Drei zusammen mit Cam (Nicole Rieko Setsuko) und Ruth (Ellouise Shakespeare-Hart, was für ein Nachname!), dem Rest der Clique, einen Ausflug zu einer verlassenen Insel. Eben dort wird eine von ihnen von einem Hai angegriffen. Und beim Versuch, zurück zum Festland zu gelangen, sinkt ihr Motorboot nach dem Zusammenstoß mit einem Felsen. Dass es an Bord nur eine Rettungsweste gibt, die Handys keinen Empfang haben und Lizzie nicht schwimmen kann, erschwert die Lage ungemein. Wenn es im Survival-Kino schiefläuft, dann so richtig! Nicht anders sind wir es gewohnt.
 
Ermüdendes Gequatsche
 
Ein Haithriller, der einigen Figuren etwas mehr Profil schenken möchte, ist erst einmal keine schlechte Sache. Nur tun sich hier gleich zwei Probleme auf. Die Beziehungsthematik bei Meg und Kayla will emotional nicht wirklich zünden, wirkt irgendwie gekünstelt und legt überdies allzu deutliche Spuren aus, wie der Film wahrscheinlich enden wird. Bezeichnend, dass die anderen Beteiligten herzlich wenig Entfaltungsraum bekommen. Abgesehen von einer halbwegs überraschenden Entscheidung erfüllt die schnell mit Vorwürfen um sich schleudernde Lizzie den Part der panischen Braut, während Cam vor allem zu Beginn als übertrieben lässig in Szene gesetzte Draufgängerin die Nerven des Publikums strapaziert. Und Ruth? Die bleibt völlig austauschbar, hat keine besonderen Eigenschaften – und gerät vielleicht genau deshalb als Erste ins Visier des Hais.
 
Um Missverständnissen vorzubeugen – ein fein austariertes Charakterdrama erwartet in einer Produktion wie dieser niemand. Je plastischer das Personal, desto größer ist aber die Bereitschaft mitzugehen. Dass Hayley Easton Street und Drehbuchautorin Cat Clarke der im Survivalgenre grassierende Versuchung widerstehen, in ein wildes, blutiges Spektakel zu verfallen (was vielleicht auch Budgetgründe hat), stimmt positiv. Ärgerlicherweise bieten sie alternativ jedoch nur wenig an, um unser Interesse am Geschehen zu sichern. Wer sich ein pausenloses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mensch und Tier erhofft, schaut in die Röhre. Hier und da nimmt die Kamera zwar eine Unterwasserperspektive ein.
 
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Dann und wann ist eine kreisende Rückenflosse zu sehen. Und gelegentlich springt ein in seinen Bewegungen etwas unnatürlich wirkender Raubfisch hervor. Nicht selten rückt die Gefahr allerdings in den Hintergrund, erzählen sich die Freundinnen, wer wann was gesagt hat, oder tauschen sich über das reichhaltige Hochzeitsbuffet aus. Wie man eine Notlage auf hoher See in ein packendes, existenzialistisches Ringen verwandelt, zeigt J. C. Chandors mit Robert Redford besetztes Ein-Personen-Stück „All Is Lost“ (2013). Verglichen damit gerät „Something in the Water“ viel zu belanglos, um anhaltende Intensität zu erzeugen.
 
Gut gemeint, aber eher putzig ist außerdem das Bemühen, den monotonen Überlebenskampf mit einem sozialen Kommentar zu versehen. Die aus offenbar einfachen Verhältnissen kommende Lizzie fragt sich mehrfach, ob sie das Unglück regelrecht angezogen haben könnte. Eigentlich gehöre sie nicht an einen paradiesischen Postkartenort wie diesen, und überhaupt hätte sie eine weniger pompöse Hochzeit planen sollen, schlussfolgert sie irgendwann. Wenn sie da mal nicht zu hart mit sich ins Gericht geht…
 
Fazit
 
Stylische Karibikbilder und eine reparaturbedürftige Beziehung reichen nicht aus, um aus dieser träge vor sich hin dümpelnden Hilfe-wir-sind-mitten-im-Meer-auf-uns-allein-gestellt-Erzählung Unterhaltung zum Nägelkauen zu machen. Noch vor der ersten Leiche wird hier die Spannung in die Tiefe gezogen.
 
 
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