Auch nach der Ankunft brechen die Dissonanzen hervor. Martin Battles (Sharlto Copley), ein alter Freund, über den Nate seine Gattin einst kennenlernte, nimmt das Trio jedoch mit auf einen Ausflug in einen für Touristen nicht zugänglichen Teil des von ihm beaufsichtigten Wildreservats. Wie es das ungeschrieben Horrorfilmgesetz will, funktionieren die Funkgeräte dort nur relativ schlecht. Und genau das wird zu einem großen Problem, als Nate und Co einem rasenden Löwen begegnen, der es offenbar auf Menschen abgesehen hat.
Zwischen spannend und idiotisch
Der Titel lässt erst gar keine Zweifel aufkommen: Kormákur und Drehbuchautor Ryan Engle („Rampage – Big Meets Bigger“), der sein Skript anhand einer Idee von Jamie Primak Sullivan entwickelte, treten in Spielbergs Fußstapfen und machen ihren tierischen Gegenspieler zu einem Monster. Zwar liefern sie eine Erklärung für den Amoklauf des Löwen.
Gleichzeitig werden sie aber nicht müde, seinen böswilliges Wesen zu betonen. So starrt er seinen potenziellen Opfern direkt in die Augen, taucht mitunter wie ein Geist aus dem Nichts auf, kehrt immer wieder zu der Familie und Martin zurück und ist - auch das kennt man aus dem Horrorgenre - auf eine beunruhigende Weise unverwüstlich. Das aus dem Computer stammende Kraftpaket, das ein ums andere Mal seine Jump-scare-Qualitäten unter Beweis stellt, sieht wahrlich furchteinflößend und halbwegs lebensecht aus. Mindestens eine Szene springt allerdings im negativen Sinne ins Auge. Als Martin in einem überflüssigen Siegfried-und-Roy-Moment mit zwei von ihm aufgezogenen Großkatzen kuschelt, lässt sich die digitale Herkunft der Tiere beim besten Willen nicht kaschieren.
Dem Kampf ums nackte Überleben gewinnt Kormákur einige adrenalingetränkte Sequenzen ab und schafft es zu Beginn des Mittelteils, den Panikmodus der Figuren filmisch mitreißend einzufangen. Nah rückt die Kamera an Nate und den Rest der Truppe heran, zeigt die schreckgeweiteten Augen und verwehrt uns häufig einen größeren Überblick. Zum Nägelkauen ist besonders die Passage, in der das Quartett erstmals auf blutige Spuren des rachsüchtigen Löwen stößt. In einer ungeschnittenen Einstellung, unterlegt mit unheilschwangerer Musik, tasten wir uns durch ein einheimisches Dorf, das mit dem Ungetüm Bekanntschaft gemacht hat.